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Fare Share Weltfrauentag

Aktion zum Weltfrauentag am 8. März 2021

 

Konzeption der Performance: Verena Kyselka

Choreografie / Umsetzung: Hilla Steinert

 

Zum Weltfrauentag am 8. März 2021 fand in Berlin am Kulturforum die fair share! Aktion für mehr Sichtbarkeit für Künstlerinnen statt.Im Rücken die Gemäldegalerie, mit Blick auf den Bauplatz für das geplante Museum der Moderne, sowie rechterhand die Neue Nationalgalerie, die nach einer langen Umbauphase kurz vor ihrer Wiedereröffnung steht, formierten sich 7 x 7 Künstlerinnen zu einer Performance. Dabei beschrifteten sie die Granitplatten mit Künstlerinnennamen aus allen Jahrhunderten bis heute und besetzten damit den Ort. Gleichzeitig wurden mehr als 500 Künstlerinnennamen aus allen Epochen verlesen. Flankiert wurde die Performance von Bannern, die mit Zahlen und Grafiken die derzeitigen Missstände in den Fokus nahmen.

 

fair share!

Sichtbarkeit für Künstlerinnen

Manifest

 

Mehr Sichtbarkeit für KünstlerinnenIn den letzten Jahren ist weltweit eine Zunahme von Ausstellungen, die weibliches Kunstschaffen in den Mittelpunkt stellen, zu beobachten.Frauen gelangen zunehmend auf Schlüsselpositionen im staatlich geförderten Kunstbetrieb und auch der Kunstmarkt holt auf mit mehr Präsenz von Künstlerinnen. Dennoch darf diese Entwicklung nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass unverändert ein gravierender Gender Pay und Gender Show Gap besteht. 

 

Die Zahl der dauerhaft präsentierten Kunstwerke von Frauen in der Museumslandschaft bleibtweiterhin gering: In den Abteilungen der Kunst bis weit ins letzte Viertel des 20. Jahrhunderts hinein sind kaum Künstlerinnen zu finden. Ein Haus wie die Alte Nationalgalerie Berlin mit ca.1,5% Künstlerinnenanteil im Schaubestand steht hier repräsentativ für vergleichbare Sammlungen, doch auch im zeitgenössischen Bereich ist akuter Aufholbedarf. In der Hamburger Kunsthalle sind aktuell im zeitgenössischen Bereich nur 19% Kunstwerke von Frauen zu finden, im Museum Ludwig in Köln 20% und dies, obwohl das Gros der Absolvent*innen von Kunsthochschulen seit Jahren weiblich ist (mehr als 60%).

 

Trotz weitgehend paritätisch aufgestellter Gremien und Jurys, einem Anstieg weiblicherMuseumsleitungen und einer Zunahme von Soloausstellungen auch an renommierten Häusern,stagnieren die Zahlen seit Jahrzehnten. Ursachen sind u.a. der männlich geprägte Kunstkanon, der an Schulen, Hochschulen, in Verlagshäusern und an Museen und Ausstellungshäusern – auch von weiblichen Verantwortlichen – propagiert und praktiziert wird, während die Aufarbeitung der künstlerischen Biografien und Oeuvres von Frauen nur sehr schleppend vorankommt und die Depotbestände oftmals unangetastet bleiben.

 

Warum Umdenken nötig ist 

 

Der Staat – und damit alle staatlich geförderten Einrichtungen – haben die Verpflichtung, das Ziel der verfassungsrechtlichen Geschlechtergleichstellung anzustreben. Wie der Deutsche Kulturrat in nunmehr zwei Studien (2016, 2020) und das Institut für Strategieentwicklung (IFSE) in Zusammenarbeit mit dem bbk berlin in einer Studie von 2018 in umfänglichen Forderungs-katalogen darlegen, gehören dazu eine stärkere Präsenz von Frauen in Leitungsfunktionen, die Partizipation von Frauen an der individuellen Künstler*innenförderung, die Schaffung von Strukturen für den Wiedereinstieg von Künstlerinnen nach der Familienphase, die Gleichstellung der Honorare für Künstlerinnen usw. Die Überwindung des Gender Gap in Deutschland ist nur mit politischem Willen, der geregelten und transparenten Selbstverpflichtung oder einer Quotenregelung in den staatlichen Kultureinrichtungen zu erreichen. Im angelsächsischen Raum ist der Paradigmenwechsel von großen Häusern (MoMA, Baltimore Museum, Tate Gruppe) bereitsangestoßen worden – mit international gefeierten Ausstellungen von Künstlerinnen.

 

Wir fordern

• Anerkennung und Neubewertung der Leistungen von Künstlerinnen aller Jahrhundertebis heute

• Gendergerechte Ankaufs- und Ausstellungspolitik

• Steigerung der Werkpräsenz weiblicher Autorenschaft in Schausammlungen –im zeitgenössischen Bereich auf 50%• Steigerung der Einzelausstellungen von zeitgenössischen Künstlerinnen auf 50%

• Förderung von Forschungsprojekten und wissenschaftlichen Publikationen zuKünstlerinnen• Steigerung des Frauenanteils auf 50% bei Lehraufträgen und Professuren anKunsthochschulen und Akademien, Filmhochschulen etc. (von Lehrauftrag bis C4, aufallen Ebenen!)

• Gendergerechte Vergabe von Aufträgen für Einführungsreden, Aufsätze inAusstellungskatalogen und Monografien

• Aufstockung von Förderungen und Preisen für Künstlerinnen aller Altersstufen• Ortsungebundene Förderprogramme für Künstlerinnen mit Erziehungs- undCare-Aufgaben

• Fördermaßnahmen zum Wiedereinstieg nach familienbedingter Auszeit

• Paritätisch besetzte Jurys für Kunstpreise, Stipendien und Panels bei Diskussionen undKongressen

 

Wer sich gegen eine Gleichstellung und Gleichbehandlung wehrt, die unser Grundgesetz seit1949 fordert, handelt undemokratisch und zementiert ignorante und diskriminierende Strukturen.Wenn über die Hälfte aller Kulturschaffenden weiblich ist, dann gehören die weiblichenVertreterinnen nicht auf Nebenschauplätze des Kunstbetriebs. Wer die Hälfte der Talenteausschließt, bekommt nur die halbe Innovation und fördert nur die halbe Qualität. Deswegenfordern wir eine 50% Teilhabe über eine Quotierung.

 

Wer wir sind

Um den nötigen Bewusstseinswandel zu befördern, hat sich 2020 das Aktionsbündnis fairshare! aus Vertreterinnen der Künstlerinnenverbände Berlins und Münchens gegründet. EineDemonstration am 8. März 2020 vor der Alten Nationalgalerie gab den Auftakt zu künftigenManifestationen unserer Forderungen im öffentlichen Raum. Der internationale Weltfrauentag wird ein fester Termin für öffentlichkeitswirksame Aktionen sein, überdies sind bildwirksame Aktionen bei Vernissagen und öffentlichen Festakten geplant. Wir stehen für eine Kunstwelt, die Vielfalt abbildet und die unserem Grundgesetz entsprechend agiert. Von Perspektivenvielfalt profitieren alle: Produzent*innen UND Konsument*innen.

 

THIS IS A CALL TO ACTION!

 

#fairshareforwomenartists

www.fairshareforwomenartists.de

kontakt(at)fairshareforwomenartists.de

www.facebook.com/fairshareforwomenartists

www.instagram.com/fair_share_fuer_kuenstlerinnen1

 

Wenn von Künstlerinnen gesprochen wird, sind FLINT (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre und trans Personen) gemeint.

Initiatorinnen

Rachel Kohn Bildende Künstlerin, Frauenmuseum Berlin e.V.

Ines Doleschal Bildende Künstlerin, Kuratorin,Mitbegründerin von kunst+kind berlin

Julie August Grafikerin, Kuratorin, Buenos Aires und Berlin

Gabi Blum Bildende Künstlerin, Kuratorin, MitbegründerinK&K – Bündnis Kunst und Kind München,BBK München und Oberbayern e.V.

Anna Schölß Bildende Künstlerin, Kuratorin, MitbegründerinK&K – Bündnis Kunst und Kind München

Marcia Breuer Bildende Künstlerin, Mehr Mütter für die Kunst, Hamburg